Die Zweite Stadtwanderung der Bürgerliste am 15.05.2022 stand unter dem Motto „Traunwalchen und sein Umland“. Unter der bewährten Führung von Ortsheimatpfleger, Drittem Bürgermeister und langjährigem Stadtratsmitglied Johannes Danner erkundete die Gruppe aus Bürgerliste-Mitgliedern und Gästen das malerische Dorf im südlichen Gemeindegebiet.
Danner erläuterte insbesondere das Dorferneuerungsprojekt, das in Traunwalchen im Zeitraum von 1993 bis 2003 durchgeführt worden ist. Auf Basis eines breiten bürgerschaftlichen Engagements und mit engagierter Unterstützung seitens der Stadt Traunreut wurde seinerzeit ein umfassendes Konzept für die weitere Entwicklung des Dorfes erarbeitet, welches seitdem konsequent weiter verfolgt wurde und die Grundlage für das heutige Erscheinungsbild legte.
Das Dorferneuerungskonzept verfolgte den Zweck, die Belange der Siedlungsentwicklung, des Natur- und Artenschutzes, des Schutzes historischer Ensembles sowie des Gesamterscheinungsbildes des Ortes in Übereinstimmung zu bringen.
So musste bzgl. des Naturschutzes darauf geachtet werden, dass von den Traunauen, einem wertvollen Siedlungsraum für viele gefährdete Arten, durch das Dorfgebiet bis zur Siedlungsgrenze ausreichend große Grünflächen vorhanden sind, die es den dort lebenden Tieren ermöglichen, ihre artgerechten Wanderungsbewegungen vorzunehmen. Hierdurch wird der natürliche Kreislauf des Lebens erhalten, denn, so Danner, „keine Vögel ohne Insekten“. Kreative Lösungen wie z.B. ein Unterschlupf für Fledermäuse in einem Trafohäuschen, waren hierbei gefragt.
Im Dorf wurde auf die Erhaltung zahlreicher Fußgängerwege geachtet, die es den Bewohnern ermöglichen, in kurzer Strecke jedes Ziel zu erreichen. Außerdem wurden die Wege so angelegt, dass genug Platz für Begrünung blieb. Geht man heute durch den Ort, spürt man sofort die angenehme Atmosphäre, die zum Flanieren und Verweilen einlädt.
In zahlreichen historischen Exkursen erläuterte Danner, dass Ortsentwicklungs- und Siedlungsplanung keine Erfindungen der neueren Zeit sind. Die Menschen hatten in den vorangegangenen Jahrhunderten dieselben Herausforderungen zu meistern wie wir heute. Soll eine eigene Schule gebaut werden? Wie groß soll sie sein und welchen Einzugsbereich soll sie abdecken? Wo ist der geeignete Ort für die Ansiedlung des Einzelhandels, damals in Form eines Kramleradens und wo für die Gastronomie? Was kann man den Touristen bieten? Nicht jeder weiß z.B., dass sich an der Traun unterhalb Pertenstein einst ein Badebetrieb für Sommerfrischler befand.
Ein ganz besonderes historisches Dokument ist die sogenannte „Handwerkersiedlung“ am Hölzl. Hier wurden durch die Grafen von Törring, die Herren des Schlosses Pertenstein, gezielt Handwerksbetriebe angesiedelt, um die wirtschaftliche Ertragskraft des Ortes zu steigern. Und so heißen die dortigen Anwesen noch heute Weber, Schneider und Schuster.
Mühlen, Sägewerke, Schreinereien und ein heute noch in Traunwalchen ansässiger metallverarbeitender Betrieb haben ebenfalls ihren Ursprung in der Törringer Zeit und mussten sich stets dem Wandel der Zeiten und der Wirtschaft anpassen. Ist es heute der Internethandel, der auch bei uns den Einzelhandel beeinflusst, waren es in früheren Zeiten beispielsweise industriell gefertigte Massenprodukte aus dem Ruhrgebiet, welche als Konkurrenz die einheimische Hammerschmiede aus dem Geschäft drängte.
So bleibt das Thema Stadtentwicklung stets aktuell und ein Gemeinwesen muss darauf achten, hier am Puls der Zeit zu bleiben und sich durch die Entwicklung nicht abhängen zu lassen.